Kategorie: Querflöten-Welt

Wo ist die Seele der Querflöte zu Hause?Teil 1




Wo ist die Querflöte eigentlich Zu Hause?

 

Zunächst einmal ist die Querflöte das älteste Musikinstrument überhaupt. Die ersten Instrumente wurden aus Knochen hergestellt. Mich fasziniert, dass Menschen bereits in Urzeiten entdeckt haben, dass Wind (Atem), über eine Schneidekante geblasen einen Ton erzeugt. Welche Funktion mag diese Knochenflöte für die Menschen damals gehabt haben? Sie war sicherlich eine Möglichkeit ein Signal zu senden. War es der Versuch mit Vögeln in den Dialog zu gehen? Im Einklang mit der Natur zu sein?

Ich lasse nun einfach einmal einige Jahrhunderte aus, und wir schauen auf die Flöte in der Renaissancezeit. Sie wurde aus Holz gebaut. Mit den Grifflöchern direkt ins Holz gebohrt, genauso wie bei der Blockflöte. Auch wurden die Renaissance-Querflöten in unterschiedlichen Stimmungen gebaut, was durch die Länge des Flötenrohrs bestimmt wurde, und bei den langen, tiefen Instrumenten dann auch zu großen Abständen der Tonlöcher führte und damit zu großen Fingerspreizungen. 

Wie immer in der Geschichte verlief die Entwicklung der Querflöte nie nur eingleisig linear. Schon deshalb nicht, weil sie ja in unterschiedlichen musikalischen Umfelden eingesetzt wurde. Folkloristisch, militärisch und am Hofe.

Damit gehe ich direkt zur nächsten Epoche, dem Barock. In der Zeit spielte die "Flute Traversière" eine ganz große Rolle. Sie führte die Querflöte zu ihrer höchsten Blüte. Die Querflöte in der Barockzeit. Kein geringerer als Friedrich der Große spielte sie, und kein geringerer als Bachs Sohn Carl Philipp Emanuell begleitete ihn am Cembalo. Johann Joachim Quantz war sein Flötenlehrer, der eine Flötenschule schrieb und wunderschöne Duette, Sonaten und Konzerte. Friedrich dem Großen haben wir außerdem die 100 täglichen Übungen zu verdanken, die wir heute noch spielen. 

In dieser Zeit, dem Barock, entstanden unzählige Solo-Sonaten; Duette, Trio-Sonanten, Quartette und Fantasien für die Traverse-Flöte. Hotspots waren Frankreich, Deutschland und Italien. 

Die warm klingende Traverse-Flöte hatte aber einen eklatanten Nachteil, sie war in den aufkommenden Orchesterbesetzungen des Concerto-Grosso zu leise. J.S. Bach löste das Problem, indem er die Flötenstimme immer mit 2 Querflöten besetzte. Auch war es nach wie vor so, dass  die Bohrung der Tonlöcher direkt ins Holz geschnitzt wurden und die Möglichkeiten bestimmte Tonarten zu spielen dadurch begrenzt war. Etabliert hatte sich inzwischen die Traversflöte in der Grundstimmung "D". 

Das erforderte für die "b" Töne Gabelgriffe, für Nebentonarten das Abendecken des Tonlochs nur zur Hälfte. Das erschwerte leichtes, flüssiges Greifen in schnellen Tempi. 

Wie immer wurde natürlich auch hier seitens der Instrumentenbauer fleißig getüftelt, um diese Probleme zu beheben. So bekam die Traverso als Erstes die Dis-Klappe, die bis heute auch auf den modernen Flöten ihren Dienst tut. Als Zweites kam der B-Hebel hinzu, der Gis-Hebel .... Bis dann im Jahre 1848 Theobald Böhm dem ganzen Flickwerk ein Ende bereitete, und das heute noch gespielte Klappensystem entwickelte. Es war eine sensationelle Erfindung, weil wir FlötistInnen damit die gesamte chromatische Tonleiter fließend, mit fingertechnisch gut machbaren Griffverbindungen, spielen können. Sensationell und revolutionär.  Fast zeitgleich veränderte sich dann der Korpus, er wurde nicht mehr ausschließlich aus Holz gebaut, sondern aus einer Nickel-Silber-Legierung. Warum? In erster Linie, um das Reißen des Flötenrohrs zu verhindern, denn so mancher Flötist erlebte im Orchestergraben seine ganz persönliche Überraschung, wenn die Flöte nicht mehr klingen wollte, weil sie durch hohe Temperaturschwankungen einen Riss bekommen hatte.

Wie wir wissen, werden die Flöten heute wieder gerne aus Holz mit Böhmmechanik  gebaut und gespielt. Der Klang des Holzes ist ihre Seele und gerade in der Kammermusik für das Ohr viel schmeichelhafter.  Sterling-Silber in abgestuften Legierungen und natürlich Gold sind weitere bewährte und geliebte Materialien. 

Damit sind wir in der heutigen Zeit angekommen. Wo die Querflöte heute vorzugsweise gespielt wird, und welche Einflüsse das auf die Flöten-Musik hat, schreibe ich Dir in meinem nächsten BLOG-Beitrag. 

Ich freue mich darauf. 


von Christine Thomsen

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